Offene Verfahren "Handlaminieren und Faserspritzen" - ein Handwerk mit Zukunft

Faserverstärkte Kunststoffe gelten in vielen Anwendungsbereichen als Werkstoff der Zukunft. Auch wenn sich speziell vor dem Hintergrund des Einsatzes in der Luftfahrt- und der Automobilindustrie die derzeitige Berichterstattung vielfach mit Möglichkeiten der (Groß-)serienproduktion befasst, spielt die älteste Form der Verarbeitung mit Hilfe der so genannten „Offenen Verfahren“ nach wie vor eine sehr wichtige Rolle. Wie der aktuelle Marktbericht der AVK zeigt, werden in Europa nach wie vor 25% der hergestellten Composites mit Hilfe von handwerklich geprägten Verfahren, dem Handlaminieren oder Faserspritzen produziert.

Vielfach sehen sich Unternehmen dieser Herstellungssegmente mit der Kritik mangelnder Qualität konfrontiert. Bereits vor einigen Jahren haben Mitgliedsunternehmen der AVK reagiert und einen entsprechenden Arbeitskreis gegründet. Ziel dieser Expertenrunde war es, Möglichkeiten zu finden, sich den Vorurteilen entgegenzustellen, ihre hohe Produktionsqualität zu dokumentieren und diese nach außen zu kommunizieren.
Ergebnis des Zusammenschlusses waren zahlreiche Maßnahmen, die die Erreichung dieses Zieles ermöglichen sollen.

Reagiert wurde beispielsweise auf ein oftmals mangelndes Angebot an Aus- und Fortbildungsmaßnahmen im Bereich offene Verfahren. In der letzten Woche fand bereits zum zweiten Mal ein Lehrgang zum Thema „offene Verfahren“ statt. Dieser in der vorliegenden Form einmalige Lehrgang vermittelt in fünf Tagen neuen Mitarbeitern die Grundlagen der GFK-Verarbeitung in den genannten Verfahren, erlaubt erfahrenen Mitarbeitern die Auffrischung von bereits gelerntem und informiert über Fallstricke und individuelle Möglichkeiten. Ein besonderes Highlight war die Durchführung des Lehrgangs bei der Firma Winter Fahrzeugtechnik in Eichenzell bei Fulda. Hier konnten die Teilnehmer nicht nur in ausgezeichneter Umgebung praktisch tätig werden, sondern auch einen Blick in eines der Vorzeigeunternehmen im Bereich offene Verfahren werfen.

Als zweite Maßnahme wurden im Rahmen der letztjährigen AVK-Tagung die ersten Qualitätssiegel im Bereich offene Verfahren verliehen, die den hohen Standard der Produktionsprozesse in entsprechenden Unternehmen dokumentieren. Sehr erfreulich ist, dass sich der überwiegende Teil der zertifizierten Unternehmen derzeit der Rezertifizierung mit hervorragenden Ergebnissen stellt.

Neben zahlreichen weiteren Ideen wird derzeit an der Erstellung eines Handbuches zum Thema Verarbeitung gearbeitet. Die Unternehmen wollen darin Tipps, Hinweise und Grundlagen dokumentieren, um auch hier darauf hin zu wirken, dass die Qualitätsstandards weiter hoch bleiben und der Standort Deutschland auch für die handwerkliche Herstellung von Composites die erste Anlaufstelle bleibt und für die Kunden noch attraktiver wird.